Zum ersten Mal habe ich wohl im Vorschulalter echtes Mitleid mit (Nutz-)Tieren empfunden, damals war es ein Lämmchen, mit dem ich Freundschaft geschlossen hatte und das ich eines Tages auf dem Teller vor mir fand. Daraufhin verweigerte ich für etwa 3 Tage jegliches Essen und war fürchterlich enttäuscht von meinen Eltern und Großeltern, auf deren Bauernhof ich zu Besuch war.
Seitdem gab es immer wieder Phasen, wo ich weniger bzw. gar kein Fleisch gegessen hatte – eben aus dem Wissen heraus, dass “Tiere essen” etwas grundsätzlich Falsches ist. Auch das allseits bekannte „ich-esse-nur-Biofleisch“ Phänomen durchlebte ich und erwischte mich doch immer mal wieder in der Kantine bei einem Fleischgericht oder an der konventionellen Wursttheke. In einem schleichenden Prozess kamen dann zu Ostern 2012 die beiden letztendlichen Auslöser für die zunächst vegetarische Ernährung: zum Einen das Buch „Tiere Essen“ von Safran Foer und zum Anderen die ARD-Dokumentation „Alles Wissen - rund um Huhn und Ei“, die mich endlich richtig wachgerüttelt hatten. Die Dokumentation schaltete damals mein Partner ein in der Erwartung, gemeinsam eine schöne Ostersendung anzuschauen. Es endete in Schock und Tränen und das obwohl ich die Tatsachen doch eigentlich alle kannte. Dieses Phänomen wird mit dem Glaubenskonstrukt „Karnismus“ ganz gut erklärt: die erstaunliche Kunst des kollektiven Verdrängens von längst bekanntem Grauen. Direkt nach der Doku war es vorbei, Hühnchen aber auch grundsätzlich Fleisch konnte ich nicht mehr essen, die Verbindung zwischen dem Stück Fleisch und dem Tier, das dafür gelitten und gestorben ist, war unauslöschlich hergestellt.
Im Laufe des Sommers informierte ich mich immer weiter über die vegetarische und dann auch über die vegane Ernährung und erkannte letztlich, dass nur die vegane Ernährung wirklich Tierleid minimiert. Auch den gesundheitliche Aspekt recherchierte ich sehr gründlich und war doch sehr beruhigt, dass eine ausgewogene vegane Ernährung mit Vitamin B 12 Supplementierung gesundheitlich nur Vorteile aufweist. Somit stand der Entschluss fest. Zur Beruhigung der Familie und Freunde nannte ich es noch einen „30 Tage Versuch“, doch im Inneren war bereits klar, das wird für immer sein. Seitdem fühlt es sich einfach großartig an, ich bin endlich mit mir im Reinen. Die inneren Werte mit der für mich sehr wichtigen Eigenschaft „ich liebe Tiere“ stimmen endlich mit meinem Verhalten überein. Versucht es mal selbst, es ist wirklich befreiend!
Auch werdet Ihr feststellen, dass die vegane Ernährung allein bald nicht mehr ausreichen wird. Weitere Lebensbereiche werden nach und nach „veganisiert“, angefangen bei Kosmetik über Bekleidung bis hin zu Einrichtungsgegenständen oder Autos. So ist aktuell der bio-vegane Anbau von Obst und Gemüse ein Herzensthema von mir. Es ist schön zu sehen, dass auch die Landwirtschaft ohne Tier und Chemie gut auskommen kann, sowohl im eigenen Garten als auch im großen Stil.
Von Viktoria Präg



