Da ist sie wieder, die Angst der Fleischesser, dass man ihnen ihr Liebstes wegnehmen will. Überall liest man derzeit Reaktionen und Kommentare zur Forderung der Grünen, dass Kantinen einmal pro Woche fleischfrei bleiben. Die Empörung ist natürlich groß, von Bevormundung ist die Rede, vom Sommerloch-Thema, weil ihnen nichts besseres einfällt, und davon, dass man ja schließlich selbst entscheiden könne, wann man Fleisch isst oder eben nicht, denn ob man Fleisch esse sei schließlich Privatsache. Und eben dort liegt der Denkfehler. Fleischkonsum ist eben keine reine Privatsache mehr – zumindest dann nicht, wenn man in der Lage ist, die Geschehnisse zu reflektieren, die hinter dem „Produkt“ Fleisch stecken.
Fleischprodukte kommen nämlich nicht von Zauberhand in den Supermarkt, sondern ziehen einen langen Produktionsweg nach sich, der – Achtung böses Wort – unmoralischer eigentlich nicht sein kann. Angefangen bei dem Anbau des Futtermittels in Ländern Südamerikas und der mit dem Anbau einhergehende Ausbeutung der dort lebenden Bauern, über die langen Transportwege, die eine starke Belastung für die Umwelt darstellen, bis hin zur Tierhaltung selbst – all das – und dies hier ist eine extrem verkürzte Form der Herstellungskette und deren Auswirkungen– ist eben nicht mehr nur Privatsache.
Vor allem stellt sich die Frage, ob die zunehmende Debatte in den Medien zum Thema Fleischkonsum eigentlich völlig an den in Panik verfallenden Allesessern vorbeigeht. Das Thema rund um die Auswirkungen des Fleischkonsums für Tier, Mensch und Umwelt wird mittlerweile regelmäßig in sämtlichen Medien aufgegriffen und dürfte eigentlich nicht an jedem spurlos vorbeigehen – wenn da nicht die Entscheidungsfreiheit wäre, auf die sich viele Fleischesser ja ach so gerne berufen. Denn diese erlaubt es ihnen, derartige Berichte einfach auszublenden und so lange weiterzuschalten, bis im nächsten Werbeblock endlich wieder das Bild von der glücklichen Kuh zu sehen ist – Glück gehabt, die Welt ist doch noch in Ordnung.



