SoLawi
Es ist schon ein Weilchen her, denn es war im Juni 2013, als wir zu dritt - zwei Freunde und ich - die Gärtnerei Wildwuchs in Leveste bei Hannover besuchten. Vorher hatte ich mit der Gärtnerin Meike Wessel, die das Projekt mit ihrem Bruder zusammen ins Leben gerufen hat, telefoniert und sie hat uns spontan eingeladen. Es wurde ein total schöner und spannender Nachmittag!
SoLawi ist die Abkürzung für solidarische Landwirtschaft. Anhand des Originaltextes der Webseite kann man sich am Besten vorstellen, wie so etwas funktioniert:
“Wir sind eine Gruppe von ca. 170 “Gemüsefreunden”, die sich in einer Verbraucher-Erzeugergemeinschaft mit der Gärtnerei Wildwuchs Gbr verbunden haben. Wir finanzieren gemeinsam die Anbaukosten für das laufende Jahr mit unserem monatlichen Beitrag und teilen uns dazu im Gegenzug das leckere Gemüse. 2015 liegt der monatliche Richtwert für einen ganzen Anteil bei 88,00 Euro; solidarisch zahlt jeder was er kann - mehr oder auch weniger. Das Obst und Gemüse wird durch die MitgärtnerInnen wöchentlich an Depots ausgeliefert, oder kann einmal die Woche direkt vom Hof abgeholt werden.
Der Anteil ist abhängig vom saisonalen Angebot und natürlich auch vom Ernteerfolg.
Mitarbeit ist gern gesehen und in manchen Bereichen auch unabdingbar. Bereiche, in denen man sich einbringen kann, wären bspw.: Hilfe bei der Ernte, Gartenarbeit, Stand auf einer Veranstaltung, Depotverwaltung, Gemüseverteilung, Öffentlichkeitsarbeit, Homepage, Newsletter, Heckenpflanzung, Gemüseeinlagerung und andere.
Alle MitgärtnerInnen haben ein Mitspracherecht bei der Auswahl der Gemüsekulturen.”
Seit 2011 gibt es das Projekt, bei dem etwa 40 verschiedene Kulturen biovegan angebaut werden. Schön ist es, dass jede/r mitentscheiden, -säen und -pflanzen kann! Solidarisch heißt auch, dass jede/r vorab die Höhe seines Beitrag selbst anonym bieten kann, ganz davon abhängig, wieviel er dazu geben möchte, bzw. wie es ihm finanziell zurzeit möglich ist. Mir wurde erzählt, das gemeinsame Ernten und Pflanzen sowie die Versammlungen würden viele der Teilnehmer/innen sehr schätzen. Es ist ja auch so: ob im eigenen Garten, auf dem Balkon oder der Fensterbank - für die meisten Menschen ist es ein eindrucksvolles und schönes Erlebnis, Pflanzen zu säen und wachsen zu sehen.
Es gibt schon einige SoLawi-Projekte in Deutschland, die ähnlich funktionieren, was das Teilen und wirtschaften aus einem Topf angeht. Sie bauen nach unterschiedlichen Prinzipien an, meistens ökologisch, vegan sind jedoch bist jetzt nur einige wenige, so z.B. Der Hummel eV bei Hamburg und das sich gerade erweiternde Projekt allvepro im Allgäu.
- Radhacke Solawi Wildwuchs
- Radhacke in Aktion
- Blühstreifen sorgen für das ökologische Gleichgewicht
In der Gärtnerei Wildwuchs wird mit Ackerbohnenschrot gedüngt, welches ich in meinem Garten auch statt Hornspäne verwende. Für die Bodenfruchtbarkeit wird ausserdem mit Pflanzenkompost, Mulchschichten, dem Beachten der Fruchtfolge und der Mischkultur sowie dem Säen einer Gründüngung gesorgt. Und genau diese sanften Methoden setzt man übrigens im bioveganen Garten ebenso ein! Es war beeindruckend, die langen Reihen mit Gemüse zu sehen, erntereifen Salat, Mairübchen, rote Bete, dazu der blaue Himmel über dem Calenberger Land und ein weiter Blick über die Felder.
Wir sahen uns um und spazierten die Reihen entlang, Rote Bete und Mangold-Pflanzen glänzten rotgrün im Sonnenlicht. Ich war voller Fragen, die mir der nette Gärtner Arne geduldig beantwortete. Sehr gut gefiel mir, dass er so verständlich darüber sprach und mir so vermittelte, dass bioveganes Gärtnern keine “Geheimwissenschaft” ist, die nur besonders Eingeweihte oder Profis beherrschen, sondern etwas, dass ich als Laie auch zu Hause in meinem Garten hinkriegen und gleich ausprobieren kann. Das motivierte mich wirklich sehr! Und auch der rein pflanzenbasierte Kompost sah genauso aus wie bei mir, nur natürlich “etwas” umfangreicher ![]()
Am Ende fragten wir Arne, ob er das alles in Zukunft vergrößern wolle, damit das Projekt noch mehr Land bewirtschaften könne. Seine Antwort darauf war: “Ja, etwas mehr Land wäre schon okay, aber am meisten wünsche ich mir, dass möglichst viele Leute überall so etwas aufziehen.” Ich halte genau diese Einstellung und diese Art der Landwirtschaft für wirklich nachhaltig und fair. Denn dabei geht es nicht um die Anhäufung von Besitz, es werden weder Menschen noch Tiere ausgebeutet und zudem wird auch der Boden schonend behandelt!
Anschliessend, als wir in dem kleinen Hofladen standen, dachte ich: “Klar, flächendeckend Menschen mit biovegan angebautem Gemüse zu ernähren, ist noch eine Zukunftsvision. Aber es ist doch wunderbar, wenn Leute einfach damit anfangen und dadurch zeigen, dass diese tierleidfreie Methode funktioniert!” Übrigens haben die MacherInnen vom allvepro im Allgäu (s.o.) 2014 bei der Gärtnerei Wildwuchs mitgearbeitet, um Erfahrungswerte für ihr Projekt zu sammeln.
Ein Tipp: Es gibt ausserdem das Biologisch-Vegane Netzwerk (BVN), dort kann man sich sehr gut zum Thema bioveganer Anbau informieren und austauschen.
Und im Garten funktioniert die biovegane Anbauweise wunderbar!
So auch in meinem Garten, hier als “Beweis” ein Erntebild aus meinem dritten bioveganen Gartenjahr:
Buch über den bioveganen Garten
“Das macht Schule” heisst es doch so schön und das passt auch zum Thema biovegan Gärtnern! Ich bin nämlich in meinem Garten “zur Schule gegangen” und habe in den letzten vier Gartenjahren vieles gelernt - einfach nur durch das Ausprobieren! Die gute Nachricht: Man braucht keine tierischen Stoffe wie Blutmehl, Haarpellets oder Fischmehl usw., um ertragreich zu gärtnern.
Diese Stoffe sind leider in so gut wie allen gekauften Düngern und vorgedüngten Pflanzenerden enthalten, da sie nicht deklariert werden müssen und billig sind. Die Tiere zahlen aber mit ihrem Leben dafür!
Hornspäne sind überflüssig, denn Ackerbohnenschrot oder Brennnesselblätter funktionieren genauso gut als Stickstofflieferant.
Aus diesen Erfahrungen als gärtnernde Veganerin
habe ich regelmäßig Beiträge für meinen und den BVL-Blog verfasst und nun ein Buch über die biovegane Gartenpraxis geschrieben. Dort findet sich auch viel Wissenswertes für Stadt- und Balkongärtner/innen sowie für Gemeinschaftsprojekte.
So z.B. wie man aus Pflanzen Dünger und Pflanzenstärkungsmittel macht oder ohne viel Aufwand Lebensräume für Tiere im Garten geschaffen werden oder wie Schnecken ganz friedlich vom Gemüse fern gehalten werden können. Außerdem gibt es einen bioveganen Arbeitskalender, der durch das ganze Gartenjahr führt, wundervolle Begegnungen mit Tieren im Garten sowie eine überraschende Geschichte.
Das Buch heißt : peaceful gardening - biovegan gärtnern - das Praxisbuch
Es erschien 2015 im BLV Verlag .
Ich hoffe mit diesem Herzensprojekt, möglichst vielen Interessierten wertvolle Tipps für Ihren bioveganen Garten geben zu können!











