lange nichts von dir gehört!
Ich dachte, ich melde mich mal bei dir, um dir davon zu berichten, dass ich nun beschlossen habe, mich vegan zu ernähren. Du wirst mich jetzt bestimmt für verrückt halten und dich fragen, warum ich das mache. Ich kenn dich ja!
Also lass es mich dir erklären.
Du weißt ja, dass ich schon lange keinen Fisch mehr esse. Seitdem ich damals diesen grausamen Bericht gesehen habe, in dem erzählt wurde, dass Fische und Delfine, meine Lieblingstiere, massenweise getötet werden. Der Gedanke, dass meinetwegen solch ein wunderschönes Wesen stirbt, war für mich unerträglich. Ich denke, das kannst du gut nachvollziehen, denn du isst ja selbst keinen Fisch mehr.
Aber auf dein Fleisch könntest du nicht verzichten! Ich weiß.
Ich frage mich einfach, warum wir zwischen einzelnen Lebewesen unterscheiden.
Warum bringen wir es nicht über’s Herz unser Lieblingstier zu essen, aber Schwein, Rind und Huhn sind okay?
Ich sehe da einfach keinen Unterschied.
Und wer gab überhaupt dem Mensch das Recht, zu entscheiden, dass ihm das Tier unterliegt?
Nur weil es wehrlos ist?
Jedes Tier fühlt genau so, wie wir Menschen es tun. Jedes Tier empfindet Trauer, Leid, Wut, Schmerz.
Ein Lebewesen leiden zu sehen, bricht mir einfach das Herz.
Also habe ich auch Fleisch von meinem Speiseplan gestrichen.
„Aber warum denn dann vegan?“ höre ich dich schon fragen. „Das ist doch übertrieben, da kann man ja nix mehr essen!”
Nun ja, weil es beispielsweise in der Milchproduktion nicht anders aussieht. Weil ich mit gutem Gewissen mein (Tier-)leidfreies Essen genießen kann. Weil es unglaublich viel Spaß macht, neue Gerichte auszuprobieren. Weil ich merke, wie gut es mir plötzlich geht und wie gesund ich mich fühle. Ich bin plötzlich nicht mehr dauerhaft erschöpft und müde. Und weil ich nicht nur meinen Körper und die Tiere, sondern auch die Umwelt schone.
Es zeigt mir, wie einfach es ist, auf Dinge zu verzichten, von denen man glaubte, man könne ohne sie nicht leben.
Und ich bin mir sicher, dass auch du das noch verstehen wirst. Denn du bist ich. Nein. Du warst ich. Die Erinnerung an dich ist verstaubt, bald sieht man sie nicht mehr. Du bist ein Teil meiner Vergangenheit, so wie du möchte ich nicht mehr sein.
Und das hier, das ist ein Abschiedsbrief. Also lebe wohl.
von Janine Keßler
Bildnachweis: WerbeFabrik, pixabay.com



