Komm her, Mädle, ess was
Es ist Mittagszeit.
Wie kannst Du keinen Hunger haben,
Jetzt ist es soweit.
Die Uhr hat 12 geschlagen,
Ein jeder setzt sich hin
Nur du machst wieder Mucken
Das hat doch keinen Sinn.
Komm her, Mädle, ess was,
Du bist viel zu dünn.
Iss Schnitzel, Steak und Leberwurst
Stopf alles in dich rin.
Die Kinder in Südafrika,
Die würden das gern auch,
Nur du denkst an die Tiere
Willst Möhren in dein’m Bauch.
Komm her, Mädle, ess was,
Stell dich nicht so an.
Mit Spargel und mit Brokkoli,
Kommt nix an dich dran.
Nur Fleisch ist richt’ges Essen!
Auch Wurst geht in der Not,
Das darfst du nie vergessen,
Auf andres steht Verbot.
Komm her, Mädle, komm doch,
Ich weiß nicht, was das soll.
Mir tun heut alle Knochen weh,
Der Bauch ist auch prallvoll.
Du sagst, das kommt vom essen,
Von Tieren aller Art?
Das halt ich für vermessen,
Ich mag halt kein’ Salat!
Komm her, Mädle, komm doch,
Es schmeckt mir halt so gut.
Denk niemals an die Produktion,
Dann hast auch keine Wut.
Es ist halt die Bestimmung
Von Schaf, von Kuh, von Schwein
Unsern Wanst zu füllen,
So soll es nunmal sein.
Und die Moral von der Geschichte,
Vom Töten, Fressen, Quälen?
Soll jeder selbst nachdenken,
Wie wir die Tier’ bestehlen,
Mit Ketten und mit Stahl,
Fresst Qualfleisch Leute, fresst es!
Zum Scheissen reichts allemal.
von Anja Müller alias Oma, die Schreibtante
Dieses Gedicht ist das Resultat einer Unterhaltung mit der Mutter der Autorin, die der Meinung ist, ihre Tochter hätte schon immer sehr “seltsame Essgewohnheiten” gehabt.



